Gesundheits und Sicherheitsinformationen

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Sicherheit und Unversehrtheit aller gehen bei „Ende Gelände“ immer vor. Denn wir sind viele und ganz unterschiedlich: jung und alt, erfahren oder das erste Mal dabei, einige mit Handicaps oder Erkrankungen. Gemeinsam wollen wir starten und uns dann über gute, bunte, lebendige Proteste freuen.
Wir haben dafür unseren nicht-eskalativen Konsens gemeinsam über Monate erarbeitet und bereiten uns in Trainings gut vor. Innerhalb des Konsenses gibt es ganz unterschiedliche Level, alle sind gut und wichtig.
Wir werden gut auf uns und unsere Bezugsgruppen achten und verantwortungsvolle Beschlüsse in den Sprecher_innenräten treffen.
Die Langsamsten bestimmen das Tempo unseres Tanzes: damit wir stark und bunt sind, um der kapitalistisch, männlich, weiß geprägten Zerstörung unseren unwiderstehlich anderen Protest entgegenzustellen.

Informiert Euch mit diesem Flyer, auf Plena im Camp und über das Sani-Telefon:
Damit Ihr gut auf Euch und Eure Bezugsgruppen achten könnt, weder Euch noch andere in Gefahr bringt.
Damit Ihr wisst, welche Strukturen Euch helfen können und welche Hilfe nicht bereitgestellt werden kann.
Damit die Entscheidungen der Gruppen und Sprecher_innenräte all das sehr sorgfältig beachten.
Dafür wird es begründete Empfehlungen geben, die Verantwortung für Eure Entscheidungen liegt bei Euch.
Hier einige wichtige Punkte als Zusammenfassung:

Inhalt:

1. Die Kanten des Tagebaus und alle Stufen sind gefährlich.

Bleibt von Kanten weg, um nicht abzurutschen!
Erd- und Sandrutschungen, besonders an den Kanten und Stufen, sind im Tagebau ein echtes Gesundheitsrisiko, das nicht unterschätzt werden darf.
Haltet Euch von den Kanten fern, geht mit Euren Bezugsgruppen in Aktionsgruppen („Fingern“), die sich vorher gut informiert haben.
Tragt feste Schuhe, damit Ihr nicht umknickt. Geht nur auf Wegen, die Ihr Euch sicher zutraut.
Nachts ist das Risiko des Abrutschens nochmal deutlich größer, weil dann sichere Wege nicht zu erkennen sind!

2. Alle arbeitenden Maschinen (Bagger, Förderbänder, LKWs) sind gefährlich

Wir wollen mit vielen hundert Menschen die Bagger blockieren, können auf dem Weg dorthin aber diesen Riesen-LKWs, langen Förderbändern und anderen Maschinen begegnen.
Macht keine Aktionen an Maschinen im Betrieb, sondern organisiert Euch in Euren Bezugsgruppen innerhalb der „Finger“.

3. Der Feinstaub ist im Tagebau das vermutlich wichtigste Risiko

Staub wird eingeatmet, reizt die Atemwege, enthält Spuren giftiger Substanzen und von Radioaktivität. Menschen arbeiten jahrelang im Tagebau und sind dem Staub ausgesetzt. Der Staub weht ständig über den gesamten Großraum Köln-Düsseldorf-Aachen, das ist ein großes Gesundheitsproblem.
Für ansonsten gesunde Menschen dürfte eine begrenzte Aktion keine größeren Probleme verursachen.
Staubmasken sind dabei sehr sinnvoll und werden Euch zur Verfügung stehen.
Allerdings ist zu beachten:

4. Risikogruppen, Vorerkrankungen

Allen Menschen mit Asthma, chronischen Lungenerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist klar davon abzuraten, in die Grube zu gehen. Das gilt auch für Menschen, die geschwächt sind durch Magen-Darm-Erkrankungen, Abwehrschwäche, (frühere) Krebserkrankungen oder starke Medikamente. Sie haben eine wichtige Rolle in Protesten bei den Mahnwachen an der Grubenkante.
Alle, die regelmäßig Medikamente nehmen, müssen diese unbedingt selbst ausreichend mitbringen!

5. Sonne, Hitze und Kreislaufprobleme

Wenn es während der Aktion sehr sonnig ist, sind Hitze und Flüssigkeitsverlust (z.B. durch Schwitzen) ein großes Risiko, können z.B. zu Schwindel, Kreislaufkollaps, „Hitzschlag“ oder massivem Sonnenbrand führen.
Nehmt deshalb immer ausreichend (also viel mehr) Flüssigkeit zu Euch, gerade bei Hitze.
Geht nicht in die Grube, wenn Ihr unter einer Magen-Darm-Erkankung leidet (Erbrechen, Durchfall) oder Kreislaufprobleme habt!
Verwendet auf jeden Fall Sonnenschutz wie Tücher, Kappen und stark wirksame Sonnencreme. (Tragt fetthaltige Sonnencreme am besten auf, wenn die Blockade steht, falls die Polizei Tränengas verwendet.)
Staubanzüge können vor starker Verschmutzung schützen, können aber auch das Risiko von Überhitzung bei warmem Wetter erhöhen, legt sie dann besser ab.

6. Dauer und Ort der Blockade

Der Stress, den diese Aktion vielen Teilnehmenden machen kann, ist auch für Gesunde nicht zu unterschätzen.
Eure Verantwortung ist es, mit Euch und in Euren Bezugsgruppen selbst auszumachen, wie weit Ihr gehen möchtet.
Die Dauer der Aktion steigert das persönliche gesundheitliche Risiko. Auch der Ort der Blockade spielt eine große Rolle (Windrichtung, geologische Schichten, Grundwasserprobleme tief in der Grube, Außentemperaturen).
Geht mit Eurer Bezugsgruppe nur dorthin, wo es für alle von Euch gut ist, und bleibt nur so lange alle wollen.
Fällt Eure Entscheidungen im Konsens und achtet darauf, dass sich niemand überfordert!

7. Essen, Trinken

Natürlich werden Nahrungsmittel bei unsachgemäßem Transport bzw. Lagerung staubig und mit toxischen Substanzen in Kontakt kommen.
Also gut verpacken und zügig verzehren! Achtet darauf, dass Ihr ausreichend und regelmäßig esst und trinkt.

8. Kinder

Für Kinder unter mindestens 16 Jahren ist die Grube kein geeigneter Ort. Die Verantwortung liegt bei den Eltern/ Bezugspersonen. Auch und besonders hier: Achtet darauf, niemanden durch Erwartungen zu überfordern!

9. Der Aktionskonsens: Wir gefährden keine Menschen, zerstören keine Infrastruktur

Unser gemeinsam erarbeiteter Aktionskonsens ist uns sehr wichtig. Er dient dazu, dass viele unterschiedliche Menschen, auch weniger erfahrene, teilnehmen und das eigene Risiko gut einschätzen können. Und dazu, „Ende Gelände“ als Aktion, mit der sich schon viele solidarisiert haben, gut verständlich zu machen.
Nehmt an den Aktions- und Deeskalationstrainings auf dem Camp und an Info-Plena zur Aktion teil!
Organisiert Euch in Bezugsgruppen und unterstützt Euch gegenseitig, Eskalationen auszuweichen.

10. Erste Hilfe/Sanis und „Out of Action“: Was geht und was nicht?

Verantwortliche Entscheidungen treffen
Für das Klimacamp und „Ende Gelände“ haben Leute mit Erfahrung eine Erste-Hilfe Struktur aufgebaut. Diese Leute können allerdings nicht die Garantie geben, immer überall zu sein oder auch nur immer erreichbar zu sein, denn das Gelände ist riesig.
Deshalb: Übernehmt Eigenverantwortung, damit medizinische Hilfe bestmöglich funktioniert.
Nehmt an den Erste-Hilfe-Kursen auf dem Camp teil.
Nehmt selbst Erste-Hilfe Ausrüstung in Euren Bezugsgruppen und Fingern mit (z.B. Erste-Hilfe Kasten aus dem Auto). Falls Ihr regelmäßig Medikamente einnehmt: Bringt sie in ausreichender Menge mit.
Auf dem Camp ist eine Sani-Telefonnummer ausgehängt, notiert sie bitte. Gerne könnt Ihr Euch auch im Voraus bei Gesundheitsfragen an das Sani-Telefon wenden.
Eine andere erfahrene Gruppe bietet auf dem Camp einen Rückzugsraum für Gespräche nach belastenden Erfahrungen in der Aktion an („Out of Action“).
Begleitet Menschen in Krisen gemeinsam als Gruppe aus der Aktion heraus ins Camp.
Passt auf Euch und auf einander auf, seid wachsam und macht nur soviel, wie ihr euch zutraut!

Bezieht in die Beschlüsse Eurer Bezugsgruppen und Sprecher_innenräte die Empfehlungen der Aktionsunterstützung sorgfältig und verantwortungsvoll mit ein. Das gilt besonders auf dem Weg in die Grube und bei Entscheidungen, wo und wie lange wir die Aktion machen.
Die Verantwortung für Eure Beschlüsse liegt bei Euch.

Bei rasch nötiger medizinischer Hilfe gilt in der Aktion wie immer:
Ruft die zuständige Rettungsstelle: Tel. 112